Über Männer wird in diesen Zeiten viel geflucht. Teilweise zu recht, teilweise zu unrecht. Deshalb möchte ich diesen Artikel den Männern widmen, die sich gegen das Bild des stereotypen Machos wehren und stattdessen eine gesunde Männlichkeit in diese Welt tragen. Denn heute ist Vatertag,
oder auch Herrentag. Ein Tag, an dem wir die Männer, die Väter da draußen feiern wollen. Lasst uns den Tag nutzen, um die positiven Aspekte von Männlichkeit zu würdigen und um nach vorne zu blicken, auf eine neue Generation von Männern.
"Für jeden Mann, der es leid ist, keine Gefühle zeigen zu dürfen, wenn er etwas fühlt, gibt es eine Frau, von der Gefühle erwartet werden, auch wenn sie nicht großartig etwas spürt. • Für jeden Mann, der es leid ist, stark aufzutreten, wenn er sich schwach fühlt, gibt es eine Frau, die es leid ist, schwach zu erscheinen, auch wenn sie sich stark fühlt. • Für jeden Mann, der seine Sexualität bedroht sieht, wenn er keine knallharte Erektion bekommt, gibt es eine Frau, die durch die knallharte Erektion eines Mannes ihre Sexualität bedroht sieht. • Für jeden Mann, der seine Lust deckelt, anal penetriert zu werden, gibt es eine Frau, die ihren Unwillen, anal penetriert zu werden, im Verborgenen hält. • Für jeden Mann, der es leid ist zu hören, dass Männer andere Menschen schlechter einschätzen können, gibt es eine Frau, die es leid ist zu hören, dass Frauen gut darin sind, andere Menschen zu verstehen. • Für jeden Mann, den die Erwartung belastet, er solle verführen, gibt es eine Frau, die gerne verführen würde. • Für jeden Mann, der seine mangelnde Sexlust verschweigt, gibt es eine Frau, die ihre Sexlust versteckt. • So wie es Männer gibt, die das Gespräch als Weg zu mehr und besserem Sex betrachten, gibt es Frauen, die das Gespräch als große Hürde für mehr und besseren Sex empfinden. • Für jeden Mann, der es leid ist, im Bett die Führung übernehmen zu müssen, gibt es eine Frau, die es leid ist, im Bett keine Führung übernehmen zu dürfen." (Männer - Körper. Sex. Gesundheit. Ann-Marlene Henning & Jesper Bay-Hansen)
Wir stehen in Zeiten der Veränderung. Früher war es die Aufgabe des Mannes, die Familie zu beschützen und zu ernähren. Heute können und wollen Frauen das selbst. Was ist also die Aufgabe des Mannes heute? Was ist der Sinn des Lebens eines Mannes?
Es gibt Männer, die gehen dieser unangenehmen Frage aus dem Weg, in dem sie sich in Gaming-, Socialmedia- oder Pornosucht verkriechen. Und es ist verständlich, denn diese Frage rüttelt an der eigenen Existenz, an dem "wofür bin ich denn eigentlich hier?"
Aber es gibt Männer, die stellen sich mutig dieser Frage. Der Frage, was Mann-Sein heute ausmacht. Denn das ist eine der großen Aufgaben der Männer heute. Genauso wie Weiblichkeit nicht nur zart und sanft ist, ist Männlichkeit nicht nur dominant und aggressiv. Also was sind die Wege dorthin?
Alte Verletzungen trüben unseren Blick
Erst mal gilt es zu verstehen, mit welcher Brille wir Männlichkeit überhaupt betrachten. Welche alten Verletzungen, ob eigens gemachte Erfahrungen oder kollektive Traumata, trüben unser Bild des Mannes? Dabei müssen wir nicht herunterspielen oder verleugnen, wie patriarchale Strukturen in dieser Welt für Unterdrückung und Ausbeutung gesorgt haben und es in vielen Teilen der Welt heute immer noch tun. Doch es ist die Aufgabe jedes einzelnen von uns, diese Verletzungen zu verarbeiten und unseren Blick auf die Männerwelt nicht von ihnen vergiften zu lassen.
Zu leicht ist es zu sagen, Männer sind so. Den feinen Unterschied macht es aber zu hinterfragen: warum glaube ich denn, Männer sind so und gleichzeitig Beispiele zu finden, die das Gegenteil beweisen.
Denn keiner von uns möchte in diese eine Schublade gepackt werden, sei es die Schublade einer Hautfarbe, einer ethnischen Gruppierung, einer sexuellen Präferenz oder eines Geschlechts.
Die Welt profitiert von gesunder Männlichkeit
In einer Gesellschaft, die oft von veralteten Vorstellungen über männliche Stärke und Dominanz geprägt ist, ist es wichtig anzuerkennen, dass gesunde Männlichkeit ein Gewinn für die gesamte Welt ist. Männer, die in der Lage sind, ihre Stärke mit Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein zu verbinden, tragen wesentlich zur Schaffung einer positiven und ausgewogenen Gesellschaft bei.
Indem Männer ihre Männlichkeit auf eine Weise ausdrücken, die auf Respekt, Empathie und Integrität basiert, dienen sie als positive Vorbilder für ihre Kinder und die Gesellschaft im Allgemeinen. Kinder, die von liebevollen und einfühlsamen Vätern aufgezogen werden, haben ein höheres Potenzial, selbst zu respektvollen und verantwortungsbewussten Erwachsenen heranzuwachsen. Väter, die sich aktiv an der Erziehung beteiligen und ihre Rolle gleichberechtigt erfüllen. Ich möchte da als positives Beispiel - falls du das liest, alles Gute zum Vatertag, Papa - meinen eigenen Vater nehmen.
Auch wenn meine Eltern sich früh trennten, sah mein Vater es als selbstverständlich an, die Erziehung weiterhin zur Hälfte fortzuführen und
hätten meine Eltern sich nicht mit guten Absichten und Vereinbarungen getrennt, wäre er bis vor's Gericht gezogen, um für seinen Teil dieser Verantwortung zu kämpfen.
Und er hat dieser Aufgabe alle Ehre gemacht. Ich kann heute von mir behaupten, dass ich ein sehr positives Bild von Männlichkeit mitbekommen habe. Natürlich passieren allen Eltern Fehler, das gehört dazu, aber mein Vater hat mich mit viel Liebe, Mitgefühl und manchmal auch etwas Erbarmen großgezogen, so dass ich heute diese Eigenschaften in anderen Männern sehen und sie vor allem auch selbst verkörpern kann.
Männer sind weniger empathisch als Frauen?
Damit möchte ich auch ein Vorurteil Männern gegenüber beseitigen, nämlich das Männer weniger empathisch sind als Frauen. Denn mein Vater hat das Gegenteil bewiesen, genauso wie der zukünftige Vater meiner Kinder. Ich kenne etliche Frauen, die weniger empathisch sind als diese beiden Männer, mich selbst manchmal eingeschlossen.
Empathie ist die Fähigkeit, sich in die Gefühle und Bedürfnisse anderer hineinzuversetzen, und dabei ist es keine ausschließliche Eigenschaft eines bestimmten Geschlechts, sondern eine menschliche Qualität, die von beiden Geschlechtern und allen dazwischen gleichermaßen ausgeübt werden kann.
In dem wir den Fokus wieder mehr auf diese positiven Beispiele lenken und hervorheben, was Männer gutes in dieser Welt tun, erschaffen wir auch eine nächste Generation, die Männlichkeit wieder mit Freude feiern kann, statt sich vor ihr zu fürchten oder zu ekeln.
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